
Irgendwie muss ich gerade selbst über mich schmunzeln – nach meiner kleinen Social Media Pause kommt hier gleich ein neuer Post über die negativen Auswirkungen von Social Media.
Aber vielleicht auch wegen meiner Pause und dem Nachsinnen über das Thema, ist es auch so wichtig darüber zu sprechen.
Mich betrifft das Thema Social Media und bringt für mich als Unternehmerin, Therapeutin und Konsumentin gleich ein dreifaches Dilemma mit sich.
Als Unternehmerin, muss ich täglich posten, um auf mich aufmerksam zu machen und den Algorithmus auf meiner Seite zu haben.
Als Therapeutin ist es einerseits wunderbar Menschen mit wertvollem Input zu unterstützen. Doch andererseits widerspricht häufiger Social media Gebrauch mir als Therapeutin mit meinen Schwerpunkten von Traumasensibilität, Embodiment, Gesundheit und positiver Annäherung mit dem Körper. Warum, das so ist, erzähle ich Dir gern.
In einer Studie der Iowa State University hat man festgestellt, dass ein übermässiger Konsum von Sozialen Medien – Ängste, Depression, einen negativen Selbstwert, Einsamkeit und Süchte verstärkt.
Und schon bei einer Social Media Reduktion auf 30min pro Tag verminderten sich diese Symptome enorm und förderten zudem Dinge wie Positivität, Motivation, Stolz, Wohlgefühl, Zugehörigkeit und Selbstwert. All das, was wir im Leben brauchen und was uns im Leben hält. Hier geht es zur Studie in Englisch:
In der aktuellen Doku auf arte spricht man von der sogenannten „Dopamin Falle“. Dopamin ist einer unserer wichtigsten Neurotransmitter. Dieser macht uns glücklich und motiviert uns nach Belohnung. Leider macht Dopamin auch süchtig und wir wollen unbedingt mehr von dem Wohlgefühl.
Wir bekommen Likes und Herzchen auf Instagram, Facebook oder TikTok – unser Gefühl schwimmt im vorgegaukelten Zustand der Belohnung und des Glücksgefühls. Und somit konditionieren wir uns für die Abhängigkeit, wenn wir nicht bewusst reflektieren und Pausen machen. Unser erlerntes Verhalten „noch schnell mal scrollen“ verfestigt sich und wir verbringen mehr und mehr Zeit damit. In Brasilien hat man herausgefunden, dass Menschen pro Tag durchschnittlich 5 Stunden damit verbringen. Also mehr Zeit als vor dem Fernseher – unglaublich. Hast Du schon mal Dein Telefon gecheckt wieviel Zeit Du auf Social Media Kanälen verbringst? Mich hat es überrascht wieviel Zeit verloren geht, ohne, dass ich es merke. Hier geht es zur arte Doku:
Ein weiteres Problem, welches sich durch erhöhte Nutzung von Bildschirmen zeigt, ist daß unsere peripheren Sicht (der entspannte Blick in die Weite) eingeschränkt wird. Wir senden durch unsere Augen, direkt die Info an unseren Hirnstamm: „Achtung aufgepasst Fokus halten, konzentrieren.“ (Denn unsere Augen sind direkt mit unserem Hirnstamm verbunden, der Anteil unseres Nervensystem, der über Gefahr, Stress und Sicherheit entscheidet.)
Dadurch sind wir in einer ständigen Aktivierung unseres Sympathikus der non-stop unserer Stresshormon Cortisol ausschüttet und hemmen unseren Parasympathikus – den Teil unseres Nervensystems, der für unsere Entspannung und Reparaturfunktionen im Körper zuständig ist.
Wir halten uns konstant im Stressmodus, überfordern unsere Nebennieren durch eine überhöhte Cortisolproduktion und fördern so chronische Erkrankungen, Ängste, Depression oder innere Unruhe. Die Entspannung, die wir denken zu spüren, existiert leider nicht. (Cortisol fährt unseren Blutdruck hoch, erhöht den Blutzuckerspiegel, aktiviert unsere Körperzellen und regelt unseren Fettstoffwechsel und Schlaf.)
Social Media Sucht entwickelt sich neben Alkohol, Drogen, Sex, Spielsucht immer mehr zu eine Art Coping Strategie. Wir lenken uns ab und betäuben uns.
Wir lassen andere stellvertretend für uns Emotionen „leben“ und müssen uns so mit vermeintlichen unangenehmen Gefühlen wie Traurigkeit oder Wut nicht mehr auseinandersetzen.
Unserer emotionales Vokabular und Empfinden reduziert sich und wichtige Hirnareale (z.B. die Inselregion), die zur Nervensytemregulation beitragen, werden unterversorgt. Unsere kognitive Kontrolle sinkt, wir sind Impuls gesteuert und durch andere gesteuert. Wahl, Freiheit und Authentizität werden zur Illusion. Wir reagieren anstatt zu agieren, ohne es zu merken. Unsere somatische innere Erlebniswelt verkümmert und wir halten uns somit im Traumastrudel.
Denn Social media wirken zudem verstörend auf unser Körpergefühl und fördern die Abspaltung von unserem Körper. Uns wird suggeriert – wir sind zu dick, zu dünn, zu häßlich, zu faul etc.
Das Gefühl im eigenen Körper gefangen und im Dauerstress zu sein, wird zu einem täglichen Begleiter. Wir nehmen die Warnsignale und Bedürfnisse unseres Körpers nicht mehr wahr und verlieren so die Verbindung zu unserem Körper, unserem innerem Erleben und unserer einzigartigen Lebendigkeit. Das Schlimme ist, das wir diese Zustände unbewußt normalisieren und gar nicht mehr merken.
Und genau da bin ich schon bei meinem Dilemma:
Will ich das unterstützen? Meine Antwort ist ein klares Nein.
Und Du? Beugst Du Dich dem Algorithmus und lässt als Konsumentin Deinen Tag von Social media bestimmen?

Ich finde es sind wichtige Frage, gerade dann, wenn wir unter Überforderung, chronischen Erkrankungen oder Traumafolgestörungen leiden.
Daher mein Plädoyer – Social Media Pausen sind unbedingt ein „must“.
Herzliche Grüße aus der Social Media Pause
Rabea
