
Hast Du Dich schon mal gefragt – warum sich das Dehnen, Rekeln und Strecken nach dem Aufstehen so gut anfühlt und warum es so wichtig ist als Einstieg in einen entspannten Tag?
Und, wenn Du den Tieren zuschaust, hast Du bestimmt auch schon wahrgenommen, wie diese diese genüßlich rekeln und strecken nach dem Schlaf.
Unser Rekeln und Strecken hat eine ganz wichtige biologische Funktion und wird in der Fachsprache auch PANDIKULATION ( „pandere“ Latein von sich dehnen) genannt.
Wir wecken damit nicht nur unseren müden Geist und unsere Muskeln auf, sondern es fühlt sich einfach großartig an.
Vielleicht kennst Du das, wenn Muskeln und Gewebe sich oft steif und angespannt nach einer langen Nachtruhe und nach wenig Bewegung anfühlen.
Aber was steckt wirklich dahinter?
Unsere Faszien, welche unsere Muskeln, Gelenke, Sehnen, Knochen, Nerven und Organe umhüllen, verfestigen sich und verlieren ihre Gleitfähigkeit, aufgrund der fehlenden Bewegung.
Unsere Faszien schenken uns neben Stabilität auch unsere Flexibilität im Körper.
Gil Hedley, einer der bekanntesten Faszienforscher, nennt diese Verfestigungen in seinem legendären Vortrag „the fuzz“. (Gil Headley „The Fuzz Speech“)
Damit bezeichnet er die Ansammlung von Verklebungen im Fasziengewebe. Aufgrund von Verklebungen und Verhärtungen des Fasziengewebes geht die Gleitfähigkeit unserer Muskeln, Nervenfasern, Sehnen und auch Gelenke verloren – wir empfinden unsere Bewegung als versteift oder verhärtet. Dies kann sogar zu starkem Schmerzen führen, wie z.B unsere Nackensteifigkeit oder Rückenschmerzen.
Unsere Faszien bestehen aus Zellen wie Fibroblasten, die Elastin und Kollagen produzieren.Die Kollagenfaser vernetzen und verbinden sich zu Strängen und geben uns Stabilität und Zugfähigkeit.Während das Elastin die lockeren Fasern ausdehnen läßt und neben der Hyaloronsäure für mehr Beweglichkeit und Geschmeidigkeit im Körper sorgt.
Aufgrund geringer Bewegung, kann sich dieser sogenannte „Fuzz“ (Verklebung und Verhärtung) wie dicker Kleber ansammeln und langsam verhärten.
Durch Bewegung oder PANDIKULATION lösen wir diesen „dicken Kleber“ wieder auf, hydrieren unser Bindegewebe und fördern zudem die Gleitfähigkeit der Faszienschichten.
PANDIKULATION ist für unseren Körper wie das Neustarten eines Computers. Wir fördern die Durchblutung, lassen Stress los, und entspannen und kommen wieder in den Körper.
Was unterscheidet PANDIKULATION vom regulären Dehnen z.B. im Yin Yoga?
Im Yin Yoga dehnen wir unsere Faszien passiv, wobei während der PANDIKULATION, wir im morgendlichen Rekeln und Strecken, eher aktiv dehnen.
Der aktive Dehnungsprozess der PANDIKULATION teilt sich in 3 Phasen:
- Die freiwillige/ spontane Anspannung der Muskeln
- Das langsame und kontrollierte Loslassen der Muskeln
- Die komplette Entspannung der Muskeln
Faszinierend nicht – denn das machen wir und viele andere Säugetiere ganz instinktiv.
Wir spannen Muskeln aktiv an, verlägern diese langsam und entspannen diese letztendlich wieder komplett.
Im passiven Dehnen hingegen – ziehen wir passiv unsere Muskeln in die gewünschte Länge – welches den Nachteil hat, dass die Verletzungsgefahr steigt.
Im aktiven Dehnen der PANDIKULATION, hingegen spannen wir unseren Muskel nicht nur zuerst aktiv an sondern verlängern diesen durch die Zuhilfenahme unseres Gehirns und Nervensystems.
PANDIKULATION ist eine vom Gehirnstamm gesteuerte Bewegung, welches die Verbindung zwischen dem Zentralem Nervensystem und unserem Muskulären System zurücksetzt und zudem noch Verklebungen im faszialen Gewebe löst.
Sie spricht also den gesamten Körper an, sensorisch (die Nervenleitung vom Körper zum Gehirn) und motorisch (vom Gehirn zum Körper zurück). Somit leiten wir neue sensorische Informationen und neue Lernprozesse ein und helfen unserem Gehirn die gerade erfahrenen Dinge effektiv zu integrieren.
Und ausserdem unterstützt sie Dich darin, einen achtsamen und angenehmen Kontakt zu Deinem Körper aufzunehmen und führt zu einer permanenten Veränderung der Muskellänge.
Andere Wunderdinge, die uns das morgendliche Recken und Strecken bringen:
- Fördert die Muskelbeweglichkeit
- Löst Stress und Muskelanspannung
- Unterstützt Durchblutung und Muskeltones
- Hydriert das Fasziengewebe und sorgt für mehr Beweglichkeit und Flexibilität (auch im Gehirn, denn unser Gehirn ist auch von faszialen Gewebe umgeben)
- Senkung der Herzfrequenz
- Fördert ein positives Körpergefühl
- Senkt Stress
- Aktiviert den Parasympathikus (Ruhe, Heilung und Verdauung)
- Erdet und zentriert
- Bringt uns wieder in die Gegenwart
- Aktiviert den ganzen Körper und unterschiedliche Bewegungsmuster an
- Reduziert Spasmen/ Verkrampfungen im Körper
Unglaublich oder, dass etwas so Simples und so Effektives uns wieder wunderbar ohne viel Aufwand in den Körper bringt und zudem noch den ganzen Körper unterstützt.
Also auf ins morgendliche Recken und Strecken.
P.S. Ein kleiner Alltagstip – Pandikulation ist zudem noch die kleinste und zeitunaufwendigste Bewegung, die Du jeden Tag geniesserisch noch im Bett sitzend ausführen kannst.
Ich wünsche Dir einen perfekten Start in einen perfekten Tag.
Ein Kommentar zu “Warum sich das morgentliche Rekeln und Strecken so gut anfühlt und so gesund ist.”