
Manchmal erscheint es mir so, als würde die ganze Welt nur davon reden, wie großartig und wichtig Achtsamkeit ist. Und nur wenige sprechen eigentlich davon, wie herausfordernd diese sein kann, ja sogar einem erst mal Stress machen kann.
Dieser Artikel soll ein Mutmacher für Dich sein, wenn Du Dich wieder mal herausgefordert und auch überfordert fühlst in Deiner Achtsamkeitsübung und eine Einladung an Dich, ihr einen festen und regelmässigen Platz in Deinem Leben zu geben.
Meine Achtsamkeitsarbeit begann damals mit der Praxis des Yin Yoga. Und ich muss Dir gestehen, dass 2min still in einer Yogahaltung zu verweilen – einer der größten Herausforderungen für mich war. 2 Minuten kamen mir endlos lang vor und mein Gedankenkarusell lief auf Hochtouren. Heute hole ich mich immer da ab, wo ich mich befinde – mal eine aktive Achtsamkeitsübung, mal eine Atemsequenz oder eine Meditation. Ich habe in den letzten Jahren viel über mich gelernt und wertvolle Strategien gefunden, um in die Ruhe und Achtsamkeit zu finden.
Heute erfährst Du warum Achtsamkeit ein Stück Achtsamkeit und Übung erfordert. Und warum diese Dir eine unglaubliche Chance bietet Dich individuell im gegenwärtigen Moment abzuholen, um so erfolgreich mehr Leichtigkeit in Deinen Körper und Alltag zu bringen.
Hier geht es heute, um eine sogenannte „Bestandsaufnahme“ bevor ich Dir nächstes Mal effektives Handwerkszeug, wie Du Deine Herausforderungen in der Achtsamkeit meistern kannst, mit an die Hand gebe. Also lass Dich überraschen und lass uns gemeinsam auf die Schatzsuche in Dir gehen.
Zuerst müssen wir uns erst einmal ansehen, was Achtsamkeit eigentlich ist, bevor wir verstehen können warum diese auch Stress und unliebsame Gefühle und Gedanken in uns hervorrufen kann.
Was heisst es überhaupt achtsam zu sein?
Achtsamkeit bedeutet wertfrei und annehmend im Hier und Jetzt zu sein – und zwar nicht nur körperlich, sondern auch mental und emotional. Die Praxis der Achtsamkeit übrigens trägt ihre Wurzeln in den jahrtausend Jahre alten buddhistischen Lehren (in den Satipatthāna-Sutta des Pali Kanons) Unglaublich oder wieviel Weisheitsschatz über die Generationen hinweg ihren Weg zu uns gefunden hat.
Das bringt uns so langsam zu der Frage: Warum kann die Praxis der Achtsamkeit zur Herausforderung werden, wenn wir doch im Hier und Jetzt verweilen und nicht in der Vergangenheit oder Zukunft?
Zu allererst, Achtsamkeit zu praktizieren ist nicht leicht und erfordert Bemühung, Üben und Disziplin. Ja Achtsamkeit ist ein Prozess und wächst mit der Übung.
In der Achtsamkeit gehen wir in die Stille und Ruhe. Und in der Stille, wie Du bestimmt schon gemerkt hast, werden wir unter anderem oft von unserem unablässigen Gedankenstrom im Kopf konfrontiert, den lästigen Verspannungen im Körper usw.
Denn oft wirken unseren Bemühungen und unser guten Absicht Achtsamkeit zu üben – unsere gewohnte Unaufmerksamkeit, unsere unreflektierten Verhaltensmuster und auch unsere unbewussten Gedankenmuster entgegen.
Die tauchen dann plötzlich an der Oberfläche auf. Dann werden wir mit Gefühlen und Gedanken konfrontiert, die wir vielleicht verdrängt haben.
Auch alte Gedankenmuster, Meinungen, Vorurteile, Erwartungen, Projektionen und Körperempfindungen sowie unsere beliebten Gewohnheiten verhindern oft ein Erleben und Erfahren im gegenwärtigen Moment.
Wusstest Du zum Beispiel, dass wir uns nur 1-5% unser Gedanken (Gewohnheiten) bewusst sind und ganze 95% unbewusst ablaufen?
Wir sind also „Sklaven unserer Gewohnheiten“.
Unser Körper/ Gehirn agiert da ganz ökonomisch mit der Einrichtung und dem Ablauf von Gewohnheiten. Denn ständig neu Dinge zu durchdenken, zu planen, zu lernen oder neu einzurichten, erfordert unglaublich viel Energie. Wir laufen also tagtäglich mit unserem Gesamtsystem auf Autopilot. Vielleicht kannst Du den Autopilot auch als Energiesparmodus verstehen, wie z.B. so wie der Ruhemodus des Computers ein Heisslaufen des Systems verhindert.
Das hilft Dir vielleicht auch zu verstehen, warum es so schwierig ist Gedankenmuster zu erkennen und Verhaltensmuster zu ändern, denn diese sind oft nicht greifbar oder logisch herfürbar. Das braucht Geduld, Ruhe, Achtsamkeit und Reflektion.
Dazu kommt, dass Du in der Achtsamkeitspraxis auch mit dem „Stresszustand (Sympathikus) oder Entspannungszustand (Parasympathikus)“ Deines Nervensystems konfrontiert bist. (Mehr zum Vegetativen Nervensystem erfährst Du hier.)
Das Vegetative Nervensystem, dass uns tagtäglich durch den Alltag sicher manövrieren will, sorgt im Aktions- o. Stresszustand (der sympathikotone Zustand, z.B. in neuen oder herausfordernden Situationen, bei neuen Lernaufgaben und Konzentrationsanforderungen) mit Hormonen wir Adrenalin oder Cortisol für erhöhte Muskelspannung und extremer Energiebereitschaft, die wir für ein schnelles Verstehen, Handeln und sicheres Überleben brauchen.
Oft jedoch kann unser Nervensystem nicht mehr unterscheiden zwischen gefährlichen oder „normalen“ Situationen aufgrund von Überbelastung oder auch traumatischen Erlebnissen, die wir im Laufe unseres Lebens erfahren haben. (So kann bei einem überforderten Nervensystem – die Situation oder ein Mensch als überfordernd oder feindlich gesinnt erscheinen.)
Und so können durch das Endschleunigen und zur Ruhekommen in der Achtsamkeit – „unangenehme“ Gefühle, Körperempfindungen oder Gedanken an die Oberfläche gelangen.
Denn plötzlich spüren wir, dass wir nervös, erschöpft, getrieben, ängstlich, frustriert, angespannt oder vielleicht traurig sind. Das kann eine unangenehme Erfahrungen sein und die Angst, dies nicht aushalten zu können, kann uns schon mal überfordern.
Vielleicht kommt Dir all das bekannt vor und ich möchte Dir gern sagen, dass es okay ist und ganz normal, so zu fühlen und all das wahrzunehmen.
Wichtig ist es all das zu wissen und zu verstehen, um Dich dann da abzuholen wo Du Dich gerade befindest. Denn all das wahrzunehmen ist ein unglaublich großer Erfolg in der Achtsamkeitsarbeit. Da hast Du einen riesen Meilenstein geschafft.
Erkennen, heisst – Dinge/ Gedanken/ Gefühle/ Gewohnheitsmuster werden Dir bewusst und mit der Bewusstwerdung dieser, kannst Du ins Machen, ins Verändern, ja ins Wachsen kommen.
Lass uns da noch mal genauer draufschauen, warum Achtsamkeit so wichtig ist.
Durch die Achtsamkeit kommen wir in einen unmittelbaren Kontakt mit Dingen, die normalerweise unbewusst und unentdeckt an uns vorüber ziehen (unsere Gedanken, Körperempfindungen; Projektionen oder Gefühle), die uns im Autopilotprogramm vielleicht immer wieder in anstrengende Situationen bringen oder uns ungesund entscheiden lassen.
Wir lernen zum Einen uns und zum Anderen einzelne unserer Lebensbereiche besser zu verstehen. (z.b ungesunde Lebensweisen, Abhängigkeiten, anhaltende Schmerzen, Erschöpfung oder warum wir in ungesunden Situationen verweilen)
Mit dem Bewusstwerden, dem Benennen und dem Verstehen, können wir dann ungesunde Muster unterbrechen, verändern und so wieder „nährende“ Entscheidungen treffen. Das nenne ich ganz einfach Empowerment und Eigenverantwortung. 🙂
Achtsamkeit wirkt zudem unheimlich befreiend, denn wir können durch das Auflösen alter Muster, uns wieder Neuem zuwenden. Wir können unser Leben verändern und nach unseren Vorstellungen kreieren. Wir erheben uns vom Opfer zum Schöpfer/ in.
Und mit einer wertfreien Annahme von dem was lebendig ist in Dir, bist Du wieder präsent in Deinem Körper, verankert in Deinem Leben und wieder handlungsfähig.
Denn nur so hast Du Zugang zu Kreativität, Intuition, Klarheit und Leichtigkeit im Leben.
Du bist ganz hautnah an Dir dran und kannst ganz effektiv und kreativ für mehr Leichtigkeit, Gelassenheit und Lebensqualität sorgen. Das ist eine unglaubliche Chance, die Du Dir schenkst.
Na wenn das nicht vielversprechend ist oder?
Ich bin davon begeistert. Mich bringt die Achtsamkeit in die Eigenverantwortung und Handlungsfähigkeit, wo ich mir mein Leben in den von mir gewählten Farben gestalten kann. Ich freu mich jeden Tag aufs Neue auf meine Farbpalette, die stetig an neuen Farben dazu gewinnt.
Daher möchte ich Dir gerne Mut machen. Überrasch’ Dich gern mal selbst und lade Dir die Herausforderungen als Chance für mehr Körperbewusstsein und Lebensqualität ein.
Nächste Woche geht es dann weiter mit effektivem Handwerkszeug – Wie kannst Du schnell und praktisch die Herausforderungen in der Achtsamkeit wie Unruhe, Dein Gedankenkarusell, Traurigkeit oder Ängstlichkeit meistern. So kannst Du auch in schwierigen Zeiten gut geerdet sein.
Stay tuned 😉
P.S.
Hier findest Du noch einen kleinen Artikel von mir zum Thema Achtsamkeit und wie Achtsamkeit Deine innere Mitte stärken kann.
Wenn Du nach praktischem Handwerkszeug suchst, um Deine Herausforderungen zu meistern, dann geht es hier entlang.
Und hier gibt es einen Podcast zum Thema Achtsamkeit und seine Herausforderungen plus praktischer Übung.
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